Julian Köster & Heiner Brand: Gespräch zwischen zwei Generationen Handball

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Julian Köster & Heiner Brand: Gespräch zwischen zwei Generationen Handball

In einem exklusiven Interview kommen zwei Handball-Legenden zusammen, um über ihre Erfahrungen und Erkenntnisse aus ihrem Leben als Spieler und Trainer zu sprechen. Julian Köster, der junge und talentierte Linksaußen, und Heiner Brand, der erfahrenste Trainer Deutschlands, teilen ihre unterschiedlichen Perspektiven und Einsichten in einem Gespräch zwischen zwei Generationen Handball. Von der Strategie auf dem Spielfeld bis hin zu den Herausforderungen im modernen Handball - in diesem Interview werden alle Facetten des Handballsports beleuchtet.

Zwei Generationen, ein Gespräch: Heiner Brand und Julian Köster über den Handball

Der eine ist der Beckenbauer des Handballs, weil er als Spieler (1978) und Trainer (2007) Weltmeister wurde. Der andere ist Deutschlands derzeit komplettester Spieler und Silber-Gewinner bei Olympia. Das große Handball-Interview mit Heiner Brand (72) und Julian Köster (24).

Das große Handball-Interview

Das große Handball-Interview

Foto: BILD

Herr Brand, erinnern Sie sich an den 6.5.1978?

Brand: Nein, keine Ahnung. Da gab es ein Spiel in Elsenfeld gegen den TV Großwallstadt, es war der letzte Spieltag der Saison in der Handball-Bundesliga.

Brand: Oh ja, dann lassen Sie uns mal das Thema gleich stoppen.

Warum stoppen?

Brand: Wir haben da mit einem Tor die deutsche Meisterschaft verloren. Mein Freund Kurt Klühspies hat, glaube ich, das entscheidende Tor mit fünf Schritten vorher geschossen, aber es hat trotzdem gegolten und war ziemlich bitter für uns, weil wir eigentlich der Favorit in der Saison waren.

So und jetzt kommt der Clou, Herr Köster. Das Endergebnis dieses Spiels war 12:11.

Köster: Ui, ui, ui. Das ist ja heute nicht mal mehr ein Halbzeitergebnis.

Deshalb die Anschlussfragen. Könnten Spitzenspieler von damals heute noch mithalten? Und könnten Spieler von heute den Handball von damals mit noch anderem Regelwerk überleben?

Brand: Wir könnten mit Sicherheit heute nicht mehr mitspielen. Ich denke, es ist illusorisch, solche Gedanken überhaupt zu haben, weil sich das Spiel eben stetig weiterentwickelt hat. In den seither vergangenen 46 Jahren sind die Spieler athletischer geworden, das Spiel ist schneller und schneller geworden. Es ist ein ganz, ganz anderes Spiel geworden. Wir waren zu unserer Zeit gut und die Jungs jetzt sind gut. Und wegen des unterschiedlichen Regelwerks – mit Sicherheit waren damals einige Dinge härter, ich würde fast sagen brutaler.

Die Bälle und das Harz

Die Bälle und das Harz

Haben sie damals auch mit Harz und mit nicht ganz aufgepumpten Bällen gespielt?

Brand: Die Bälle waren praller aufgepumpt, Harz wurde natürlich nicht in diesen Mengen auf den Ball oder auf die Hände getan. Wir haben den Ball ganz anders gegriffen mit unserer damaligen Technik. Da waren auch diese Dreher, die zum Beispiel heute ja jeder können muss, gar nicht möglich. Julian hat jetzt ja ein paar Schwierigkeiten damit.

Köster (lacht): Ja, das stimmt.

Wie wäre es, wenn man Ihnen das Harz wegnähme, Herr Köster?

Köster: Das wäre gar nicht gut. Ich hatte erst Mittwoch ein Fotoshooting und da werden immer neue Bälle ziemlich dolle aufgepumpt und sie sind nicht eingeharzt. Dann sind sie mir reihenweise weggerutscht. Ich will gar nicht wissen, wie das in einem Spiel wäre. Das Harz ist schon sehr, sehr wichtig für uns.

Alte Spiele und Olympia

Alte Spiele und Olympia

Haben Sie sich auf YouTube schon mal alte Handballspiele von früher angesehen, Herr Köster?

Köster: Ja klar, aber was heißt alte Spiele?

Brand (grinst): Sag nichts Falsches jetzt, okay?!

Köster: Da ist natürlich schon ein ganz anderer Handball gewesen, Heiner hat es ja vorhin gesagt. Alles ist viel, viel schneller geworden auch mit ganz anderen Techniken. Gerade in den letzten Jahren hat sich der Handball schon noch mal sehr weiterentwickelt.

Herr Brand, klebten Sie bei Olympia auch gebannt am Bildschirm?

Brand: Das Abschneiden der deutschen Mannschaft war überragend, die Mannschaft hat überzeugt. Sie ist toll als Gemeinschaft und als Team aufgetreten. Es war eine überragende Leistung. Natürlich auch in einigen Phasen mit dem notwendigen Glück, dass man vielleicht bei den Turnieren vorher nicht hatte. Diesmal ist bis zum Endspiel alles super gelaufen.

Schon verarbeitet, was da vollbracht wurde in Frankreich, Herr Köster?

Köster: Ja, so langsam schon. Ich bin sehr, sehr stolz auf das, was wir erreicht haben. Wir haben ein tolles Turnier gespielt, bis auf das Endspiel. Aber so eine Silbermedaille bei Olympia, das hätte vorher jeder unterschrieben.

Das Viertelfinale gegen Frankreich

Das Viertelfinale gegen Frankreich

Die letzten Sekunden im Viertelfinale gegen Frankreich gingen in die Handball-Geschichte ein.

Brand: Also so etwas habe ich noch nie gesehen und ich hätte es auch nicht für möglich gehalten. Das war für mich total neu und ich habe mein erstes Endspiel schon 1961 gesehen und noch verdammt viele Endspiele oder wichtige Spiele mehr, aber so etwas war ganz neu für mich.

Was haben Sie in dem Moment gedacht als Dika Mem ihnen den Ball in die Hand spielt, Herr Köster?

Köster: In dem Moment habe ich tatsächlich kurz nachgedacht, jetzt bloß nicht den Ball irgendwie doof wegschmeißen, weil wenn ich den direkt wieder zurückspiele, dann ist ja das Spiel vorbei. Ich habe dann auch noch die richtige Entscheidung getroffen, den Ball zu Renars Uscins zu spielen, der hat ohnehin in dem Spiel alles getroffen. In den sechs Sekunden hat alles gestimmt, was stimmen muss, damit so etwas überhaupt funktioniert.

Brand: Es war ein Fehler, der Dika Mem nicht passieren darf. Der auch keinem dieser Spieler jemals wieder passieren wird. Aber man treibt eben einen Mannschaftssport und da gehören die Fehler des Einzelnen hinzu, die eine funktionierende Mannschaft zu akzeptieren hat.

Den zweiten Teil des großen Interviews lesen Sie ab Montag. Dann sprechen Köster und Brand über vermeintlich übermächtige Dänen, die Auferstehung des VfL Gummersbach, und wer neuer deutscher Meister in der Daikin-Handball-Bundesliga werden könnte.

Stephan Möller

Ich bin Stephan, der erfahrene Redakteur und Chefredakteur der Website Motor Kart. Als Experte in der Welt des Motorsports bringe ich streng objektive Berichterstattung und die neuesten Nachrichten zu unseren Lesern. Mit meiner Leidenschaft für Kartrennen und Fachkenntnisse in der Branche garantiere ich hochwertige und relevante Inhalte. Vertrauen Sie auf meine langjährige Erfahrung und meine Liebe zum Motorsport, um stets auf dem neuesten Stand zu bleiben.

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