Kolumne 'Meine Bayern': Welchen Balljungen will Müller zum Meister machen?
In der aktuellen Ausgabe unserer Kolumne Meine Bayern werfen wir einen Blick auf die bevorstehende Saison des Rekordmeisters. Ein wichtiger Baustein für den Erfolg ist zweifellos die Zusammenarbeit zwischen den erfahrenen Spielern und den jungen Talenten. Thomas Müller, einer der erfolgreichsten Spieler der letzten Jahre, könnte eine Schlüsselrolle bei der Förderung der nächsten Generation spielen. Die Frage lautet: Welche Balljungen will Müller zum Meister machen? Werden es Spieler wie Jamal Musiala oder Paul Wanner, die den Durchbruch schaffen? Oder gibt es andere Talente, die Müller auf dem Weg zum Titel begleiten werden? Wir nehmen einen Blick auf die Möglichkeiten und Chancen.
Müller fordert Pavlovic zum Meister: Nur der FCB, nur der FCB, nur der FCB
„Meine Bayern“ heißt die Kolumne von SPORT BILD-Reporter-Legende Raimund Hinko, die sich mit dem deutschen Rekordmeister befasst. Hinko begleitet den FC Bayern seit Jahrzehnten.
Lieber Aleksandar Pavlovic, endlich finde ich die Gelegenheit für den dickes, fettes SORRY. Das ist ehrlich und aufrichtig gemeint, weil mir vor ein paar Wochen ein saudummer Leichtsinnsfehler in diese Kolumne gerutscht ist. Ich schrieb von einem Aleksandar Petrovic, den es tatsächlich bis 2007 in der Bayern-Jugend mit dem Vornamen Aleksandro gab und der dann zu Dynamo Dresden wechselte. Der Fehler war nach knapp einer Stunde behoben.
Doch spätestens seit Deinem fulminanten Schuss zum 1:1 gegen Meister Bayer Leverkusen wird Deinen Namen niemand mehr verwechseln. Nicht mal ich. Der Schuss, der Flug des Balles auf dem Weg ins Tor lief hunderte Male rauf und runter. Ich finde es beinahe respektlos, dass manche wie Leverkusens Robert Andrich meinten, Torwart Lukas Hradecky hätte den Ball eventuell halten können. Nein! Dazu war der Schuss zu platziert, dazu drehte sich der Ball im letzten Moment zu sehr in den oberen Winkel des Tores.
Aleksandar Pavlovic feiert seinen Treffer zum 1:1-Endstand gegen Leverkusen. Foto: Getty Images
Und Trainer Vincent Kompany lag völlig richtig mit der Bemerkung, die Arbeiter hätten gezaubert, die Künstler hätten gearbeitet. Er meinte Pavlovic und Leverkusens Andrich auf der einen, Jamal Musiala und Florian Wirtz auf der anderen Seite. Wie schön, dass heutzutage auch die Künstler in der Lage sind zu arbeiten. Und die Arbeiter auch die Kunst für sich entdeckt haben.
Direkt nach dem Top-Spiel musste ich schmunzeln, als ausgerechnet Thomas Müller nach dem Schlusspfiff in der Fankurve mit Abstand am lautesten sang: „Deutscher Meister wird nur der FCB, nur der FCB, nur der FCB.“ Jener Müller, der nur die letzten vier Minuten für den verletzten Harry Kane rein durfte und sogar dem Siegtor nahe war. Jener Müller, der oft genug dafür gesorgt hatte, dass Du in jungen Jahren dem Ball hinterhersausen musstest. Weil Du in dieser Zeit noch der Balljunge warst, der schon im zarten Alter von sieben im Bayern-Trikot verschwunden ist.
Es spricht für die Mannschaft der Bayern und es spricht vor allem für Müller, dass da kein Neid da ist, kein Groll auf Dich, den 20j-Jährigen. Müller verhält sich großartig. Das ist keine Schauspielerei des 35-Jährigen. Dazu kam dieses „nur der FCB“ zu ehrlich, zu sehr von Herzen.
Die Trainer haben alle einen Narren an Dir gefressen, lieber Aleksandar. Schon zu Zeiten von Julian Nagelsmann durftest Du bei den Profis trainieren, bei Thomas Tuchel hattest Du fast schon einen Stammplatz. Und nun kommt die herrlich unaufgeregte Art von Kompany Deiner eigenen Unaufgeregtheit gerade recht, Du, der in 70 Prozent aller bedrängten Situationen im Ballbesitz bleibt, was noch höher einzuschätzen ist als die 94 Prozent an Passgenauigkeit.
Um ein deutliches Zeichen im Meisterkampf zu setzen, war das Unentschieden gegen Bayer, bei aller Überlegenheit, freilich zu wenig. Dazu wären jetzt am nächsten Sonntag gegen den überraschend starken Verfolger Frankfurt und im nächsten Heimspiel gegen den VfB Stuttgart deutliche Siege nötig. Dieses süddeutsche Lokalderby wird auch deshalb ein Highlight, weil Stuttgarts Trainer Sebastian Hoeneß in die Allianz-Arena kommt. Ja, der Sohn Deines Beraters Dieter Hoeneß (für wen da wohl sein Herz schlägt?), der Neffe des FC-Bayern-Erfinders Uli Hoeneß. Dreimal also Hoeneß in der Hauptrolle. Du, lieber Aleksandar, kennst Sebastian von der Arbeit im Nachwuchsbereich des FC Bayern bestens. Und es ist nicht auszuschließen, dass er wieder mal, dem Gesetz der Logik folgend, Dein Profi-Trainer wird.
Du, der wohl gerade von seinem vierten Länderspiel kommt. Denn auch gegen Holland führt kein Weg mehr an Dir vorbei.
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