Torhüter Ralf Fährmann im Interview: Mein schlimmstes Schalkerlebnis

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Torhüter Ralf Fährmann im Interview: Mein schlimmstes Schalkerlebnis

In einem exklusiven Interview spricht Ralf Fährmann, langjähriger Torhüter des FC Schalke 04, über seine Erlebnisse bei den Königsblauen. Der 33-Jährige blickt zurück auf seine Zeit in Gelsenkirchen und erzählt von seinem schlimmsten Schalkerlebnis. Fährmann, der in seiner Karriere bereits viele Höhen und Tiefen erlebt hat, gibt in diesem Interview Einblicke in seine Gedanken und Gefühle während seiner Zeit bei Schalke. Lesen Sie, was der erfahrene Torwart über seine Erlebnisse berichtet und welche Momente ihn bis heute prägen.

Torhüter Ralf Fährmann im Interview: Mein schlimmstes Schalkerlebnis

Er ist Schalkes letzter großer Name. Ralf Fährmann (36), der in 16 Champions-League-Spielen für S04 im Tor stand, erlebt momentan seine letzten Monate in Gelsenkirchen. Sein Vertrag läuft nach dieser Saison aus, mit den Profis darf er schon jetzt nicht mehr mittrainieren. Stattdessen in der U23, für das Nachwuchsteam absolviert er allerdings keine Pflichtspiele.

Ralf Fährmann: Meine Zeit bei Schalke war bewegend, aber auch schmerzlich

Ralf Fährmann: Meine Zeit bei Schalke war bewegend, aber auch schmerzlich

Im SPORT BILD-Interview blickt er auf seine bewegende Zeit bei seinem Herzensklub zurück.

SPORT BILD: Herr Fährmann, können Sie sich noch an Ihren ersten Tag auf Schalke erinnern?

Ralf Fährmann (36): Das genaue Datum weiß ich natürlich nicht mehr. Nur noch, dass es im Jahr 2003 war. Meine Mutter brachte mich ins Internat und fuhr sofort wieder zurück nach Chemnitz, weil sie wieder arbeiten musste. Sie hat viele Kilometer an dem Tag abgerissen. Als sie fuhr, wusste ich, dass ich ab jetzt auf mich allein gestellt bin. Ich war damals 14 Jahre alt.

Fährmann erinnert sich an seinen ersten Tag auf Schalke:

Fährmann erinnert sich an seinen ersten Tag auf Schalke: 'Ich war 14 Jahre alt und auf mich allein gestellt'

Wie ist es Ihnen damit ergangen?

Für mich war alles neu. Schalke war ein anderer Planet. Die Arena war das erste große Stadion, das ich je gesehen habe. Meine Familie fehlte mir. Anfangs wurden das eine oder andere Mal ein paar Tränchen verdrückt.

Der Torhüter über die Abstiege:

Der Torhüter über die Abstiege: 'Die waren schlimm, aber ich kenne Alex Nübel und mag ihn sehr'

Haben Sie damals überhaupt schon an Profifußball gedacht?

Nein, gar nicht. Die festen Strukturen mit Internat, Schule, Training und Essen haben mir Halt gegeben, ansonsten wäre ich völlig überfordert gewesen. Ich war ja im Grunde noch ein Kind. Ich habe damals nicht daran gedacht, Profi werden zu können.

Ab wann keimte dann langsam Hoffnung auf?

Mit 17 Jahren habe ich erstmals bei den Profis trainiert, weil sich zwei Torhüter verletzt hatten. Aber der Stammtorwart Frank Rost war meilenweit von mir entfernt. Sprungkraft, Fangsicherheit – der war in allen Bereichen besser. Deshalb kam bei mir keine Euphorie auf. Dennoch saß ich mit 17 Jahren auch das erste Mal bei einem Profispiel auf der Bank. Ich weiß noch, wie ich hoffte, dass ich nicht eingewechselt werde.

Fährmann über seine Karriere:

Fährmann über seine Karriere: 'Ich bin noch topfit und kann sicher noch auf gutem Niveau spielen, wenn es eine interessante Aufgabe ist'

Hat sich Frank Rost denn wenigstens ein bisschen um Sie gekümmert?

Frank war aus der Kategorie „alte Schule“. Aber er hat mir Handschuhe in meiner Größe besorgt. Ich hatte so große Hände, dass mir keine von der Stange passten. Ich durfte die Handschuhe bei ihm abholen, und er sagte, dass ich ihn Fäustel nennen dürfe. Ich war so stolz auf die Dinger, dass ich sie abfotografiert und meinen Eltern geschickt habe.

Jetzt hält er zwei Elfmeter

Sie wurden dann mit Schalke Deutscher A-Jugend-Meister. Wie ging es weiter?

Mit 19 Jahren habe ich mein erstes Bundesliga-Spiel bestritten. Ausgerechnet in Dortmund. Wir machten ein Riesenspiel und führten schon 3:0. Am Ende flogen Fabian Ernst und Christian Pander vom Platz, und wir retteten ein 3:3 über die Linie. Mir zitterten vor dem Spiel in der Kabine die Hände, und ich hatte die ganze Nacht kein Auge zugemacht. Aber als es dann losging, wurde ich ruhiger. Später merkte ich: Je größer und lauter das Stadion, desto fokussierter bin ich. Das ist eine Gabe, für die ich dankbar bin.

Was hat der Profifußball mit Ihnen gemacht?

Als Profifußballer wirst du wie eine Maschine. Du hast zu funktionieren. Niemanden interessiert es, ob man sich im Abschlusstraining den Finger ausgekugelt oder sich vor dem Spiel das Knie hat spritzen lassen. Du darfst keine Schwächen zeigen. Du musst viel Unqualifiziertes ertragen. Als Torwart ist das besonders heftig, denn du bist die letzte Verteidigungslinie des Teams. Wenn du patzt, ist der Ball drin.

Welches war Ihr schlimmstes Erlebnis auf Schalke?

Die Abstiege waren schlimm. Aber ganz ehrlich: Als Alex Nübel in Köln vom ganzen Stadion ausgepfiffen wurde, das ist mir schon sehr nahegegangen. Die Kölner Fans sangen „Nübel raus“ und die Schalker stimmten mit ein. Ich kenne Alex und mag ihn sehr. Er hat Schalke in der Saison zuvor mit Mega-Paraden vor dem Abstieg gerettet. Nach seinem Wechsel zu Bayern München wurde er zum Abschuss freigegeben. Das war schon brutal.

Wer war Ihr bester Mitspieler?

Julian Draxler war unfassbar. Aber auch Lincoln. Der spielte in einer anderen Liga. Aber insgesamt ist das sehr schwer zu beantworten. Bordon, Krstajic, Asamoah, Raúl, Huntelaar, Höwedes, Jones, um nur einige zu nennen – das waren zum Teil Weltklassespieler. Wir sind nicht ohne Grund in der Champions League gelandet.

Nun spielt Schalke in der 2. Bundesliga. Sie haben in der Champions League, aber auch in Sandhausen gespielt. Was hat das mit Ihnen gemacht?

Das ist brutal schwer. Mit Schalke im Bernabéu zu spielen und nur ein paar Jahre später in der 2. Liga ranzumüssen, das muss man im Kopf erst mal verarbeiten. Ich habe mich oft gefragt, wie es so weit kommen konnte. Eine einfache Antwort darauf gibt es nicht. Auch die Qualität der Mitspieler ist ja, bei allem Respekt, eine völlig andere. Gerade als Torwart verändert das dein Spiel.

Inwiefern?

Du musst als Torhüter noch mehr nachdenken. Je höherklassiger du spielst, desto mutiger kann man als Schlussmann sein. Weil kleinere Fehler schneller ausgebügelt werden und die Mitspieler unter Druck einfach besser reagieren.

Die Schalker Kabine soll ihren Teil zum Absturz beigetragen haben, gilt als „Trainerfresser“. Was sagen Sie dazu?

Das ist ein sehr einfacher Ansatz. In den letzten Jahren hatten wir eine hohe Fluktuation an Trainern. Und jeder hatte seinen eigenen Ansatz. So fehlten Automatismen, und es sieht dann auf der Tribüne so aus, als würden die Spieler nicht liefern. Glauben Sie mir: Jeder, der vor 60.000 Zuschauern aufläuft, versucht, sein Bestes zu geben. Die äußeren Umstände beeinflussen logischerweise die Leistung jedes Einzelnen.

Er fliegt 106 km/h!

Gerade mit Ihnen ist der Verein nicht zimperlich umgegangen, hat Sie mehrfach degradiert. Wie haben Sie das verkraftet?

Da sind wir wieder bei der Maschine. Ich habe das so wenig wie möglich an mich rangelassen und versucht, durch Training Halt und Selbstbewusstsein zu bekommen. Als Torwart bist du ohnehin gewohnt, Dinge mit dir selbst auszumachen. Selbst im Spiel. Ich sage zu mir zum Beispiel immer ein paar Sätze, die sich von Spiel zu Spiel verändern können.

Welche zum Beispiel?

„Du schaffst das!“ Oder: „Denk an deine Körpersprache!“ So in etwa. Du bist wie gesagt als Torwart die letzte Linie, aber auch der erste Aufbauspieler. Das ist eine enorme Verantwortung. Als Torwart bist du mittlerweile wie der Quarterback im American Football. Von außen sieht das häufig leichter aus, als es in Wirklichkeit ist.

Wie meinen Sie das?

Als Torhüter hat man eine schlechte Sicht auf das Feld, das ist wie in 2D. Weil man es nur von ganz hinten sieht. Im Grunde genommen sieht man bei einem Pass nur die eigenen Abwehrspieler in ihrem Raum, alle anderen Spieler nicht. Da geht es um Absprachen, dass die Mitspieler bei längeren Bällen dort stehen, wie man es vorher abgesprochen hat. Wenn die Kollegen sich daran nicht halten, sieht es dann häufig so aus, als könne der Torhüter überhaupt kein Fußball spielen.

Warum haben Sie bei all den Schwierigkeiten Ihren Vertrag nicht im Sommer aufgelöst?

Ich habe mir alles hart erarbeitet, habe gekämpft und gelitten. Diesen Vertrag habe ich mir verdient. So einfach ist das.

Werden Sie Ihre Karriere nach dieser Saison beenden, wenn Ihr Schalke-Vertrag ausläuft?

Ich bin noch topfit und kann sicher noch auf gutem Niveau spielen. Sollte es eine interessante Aufgabe sein, werde ich weitermachen.

Heike Meier

Ich bin Heike, ein leidenschaftlicher Experte für Motorsport und Autor auf der Webseite Motor Kart. Als Teil des Teams liefere ich die neuesten Nachrichten aus der Welt des Motorsports mit strenger Objektivität. Meine langjährige Erfahrung und Begeisterung für Kartrennen ermöglichen es mir, fundierte und informative Artikel zu verfassen, die die Leser in die aufregende Welt des Motorsports eintauchen lassen. Meine Liebe zum Detail und meine Fachkenntnisse machen mich zu einer verlässlichen Quelle für alle Motorsportfans, die stets auf dem neuesten Stand bleiben wollen.

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