Kolumne „Meine Bayern“: Was Manuel Neuer jetzt gewaltig runterzieht

„Meine Bayern“: Ein offener Brief an Manuel Neuer

„Meine Bayern“: Ein offener Brief an Manuel Neuer

Lieber Manuel Neuer, es ist ein hauchdünnes Eis, auf dem Du Dich momentan bewegst. Weil es in der Natur des Menschen liegt, besonders hart mit denen ins Gericht zu gehen, die als unfehlbares Heiligtum durchs Leben schreiten. Weil deren Sturz besonders reizvoll ist.

Niemand, ja wirklich niemand hat jemals daran gezweifelt, dass Du der beste Torhüter der Welt bist. Vielleicht sogar der beste aller Zeiten. Besser als die italienischen National-Helden Dino Zoff und Gianluigi Buffon. Besser als der Spanier Ricardo Zamora, sagenumwobener Held der Zwanziger und Dreißiger im Tor des FC Barcelona, von Espanol Barcelona und Real Madrid. Besser als die Deutschen Sepp Maier und Oliver Kahn.

Man hatte sich daran gewöhnt, dass Dir der Ball rechts wie links am Fuß klebt, dass er Dir wie ein Hündchen gehorcht, dass Du ihm entschlossen fast bis zur Mittellinie entgegensprintest. Wie zuletzt gegen die Ukraine. Dass Du ihn dann zum Gegner spielst, das war man nicht gewöhnt. Erst recht nicht, dass Du den Ball nicht festhalten kannst, wie vor der 1:0-Führung der Griechen oder wie im Tor des FC Bayern bei Real Madrid.

Normalerweise wäre Toni Kroos niemals auch in dieser Saison Champions-League-Sieger geworden. So super hattest Du im Fußball-Tempel Bernabeu-Stadion bis kurz vor Schluss gehalten. Du mit 38 Jahren. Du, der nach einem Skiunfall viele Monate ausgefallen war. Ein Unfall, der Dich das Kapitänsamt beim DFB kostete.

In ihren Köpfen bauten die Fans neben der Allianz-Arena bereits ein Denkmal für Dich, neben Gerd Müller (steht schon) und Franz Beckenbauer (in Planung). Aus Deiner Miene lässt sich nichts ablesen von Deinem Schmerz. Du stehst unbeeindruckt, mit friedlichem Gesichtsausdruck in Deinem Tor. Niemand kann sehen, ob Dein Herz blutet. Ob Dich depressive Gedanken quälen.

Erst recht nicht, wie Du sie bekämpfst. Oliver Kahn schaute sich nach Rückschlägen nachts immer wieder den Film Papillon an, wo Steve McQueen trotz härtester Repressalien nie aufgibt, bis ihm die Flucht aus dem Straflager von Französisch-Guyana gelingt. Buffon bekämpfte seine heftigen Depressionen damit, dass er stundenlang auf Werke des russisch-französisch-jüdischen Malers Marc Chagall blickte. Und Du?

Es mag Dich beruhigen, dass Bundestrainer Julian Nagelsmann wie ein Fels hinter Dir steht. Jener Nagelsmann, der vor zwei Jahren als Bayern-Trainer Deinen Torwart-Trainer Toni Tapalovic rauswarf, worunter Du sehr gelitten hast. Das ist klug von Nagelsmann. Er weiß, dass Du ihm das zurückzahlst.

Du kannst vieles wegstecken. Allerdings, dass man jetzt ernsthaft daran zweifelt, dass Du nach wie vor Weltklasse bist, das kann etwas mit Dir anstellen. Im Training spürst Du die Blicke von Marc-André ter Stegen, der offen gesagt hat, dass er sich ungerecht behandelt fühlt, weil er sich für die Nummer eins hält. Diese Blicke sind immer da. Im Training, beim Frühstück, mittags, abends. Du müsstest einen Schutzpanzer tragen wie eine Schildkröte, wenn das nichts mit Dir macht.

Wenn Du diese EM überstehst, ist alles möglich. Auch, dass Du länger hältst als Jaschin. Niemand kann Dich dann noch bremsen. Ich wünsche Dir eine grandiose EM.

Hans Mayer

Als Journalist bei der Webseite Motor Kart habe ich mich auf die Welt des Motorsports spezialisiert. Mein Name ist Hans und ich liefere stets die neuesten Nachrichten mit strenger Objektivität. Mein Ziel ist es, unsere Leser mit fundierten Informationen zu versorgen und sie über alle wichtigen Entwicklungen in der Motorsportwelt auf dem Laufenden zu halten. Mit meiner Leidenschaft für Rennsport und meinem kritischen Blick auf die Branche bin ich stets bemüht, die besten und relevantesten Geschichten zu präsentieren.

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