EM 2024 - Lothar Matthäus: Mein Siegkonzept gegen Spanien
Die Fußball-Europameisterschaft 2024 rückt näher und die Erwartungen an die deutsche Nationalmannschaft sind wie immer hoch. Lothar Matthäus, einer der erfolgreichsten Spieler der deutschen Fußballgeschichte, hat ein umfassendes Konzept entwickelt, um bei der EM 2024 den Titel zu holen. In einem exklusiven Interview hat er seine Strategie gegen den amtierenden Europameister Spanien enthüllt. Mit seinem reichen Erfahrungsschatz und seinem tiefen Verständnis des Spiels hat Matthäus eine taktische Analyse der spanischen Mannschaft durchgeführt und eine Vielzahl von Maßnahmen entwickelt, um die deutsche Mannschaft auf den Weg zum Titel zu führen.
Angstgegner Spanien!
2008 verlor die deutsche Mannschaft das EM-Finale mit 0:1, 2010 das WM-Halbfinale ebenfalls mit 0:1. Bei der WM 2022 endete das Gruppenspiel 1:1 (Tor: Niclas Füllkrug). Und jetzt? Die Mannschaft von Bundestrainer Julian Nagelsmann muss im Viertelfinale am Freitag in Stuttgart (Anstoß 18 Uhr) Spanien schlagen, um ins EM-Halbfinale einzuziehen.
Lothar Matthäus: Mein Siegkonzept gegen Spanien
Lothar Matthäus schreibt in SPORT BILD über die Stärken und Schwächen beider Teams, er sagt, wie Deutschland die Spanier mit Tempo bezwingen kann – und warum ihm der deutsche Jamal lieber ist als der spanische Yamal.
Von Lothar Matthäus ist kaum zu glauben, aber bei unserem letzten Pflichtspielsieg gegen Spanien war ich tatsächlich noch als Spieler dabei: 2:0 gewannen wir bei der EM 1988 in München im dritten Gruppenspiel, beide Tore schoss Rudi Völler. Nach 36 Jahren wird es jetzt Zeit, dass wir die Spanier mal wieder bei einem Turnier schlagen.
Eigentlich ist es schade, dass es ein Viertelfinale ist. Ich hätte beide Mannschaften am liebsten am 14. Juli im Finale in Berlin gesehen.
Tempo, TeamSpirit und Köpfchen
Es sollte ein Coup werden: Hoeneß lehnte Superstar-Transfer bei Bayern ab. Erstmals bei diesem Turnier ist die Mannschaft von Julian Nagelsmann nicht Favorit – aber auch nicht Außenseiter. Nuancen werden entscheiden. Wichtig ist, dass unsere Spieler an ihre Grenzen gehen und darüber hinaus – aber, dass sie dabei nicht vergessen, mit Köpfchen zu spielen.
Das Spiel beider Teams ist offensiv ausgelegt. Es könnte ein Spektakel werden. Auf das Umschaltspiel wird es ankommen, offensiv wie defensiv.
Stärken und Schwächen
Wenn ich beide Mannschaften vergleiche, sehe ich ähnliche Stärken – aber auch ähnliche Schwächen. Wie stark die Spanier sind, hat jeder bei ihren vier Siegen während dieser EM gesehen.
Dass herausragende Bundesligaspieler wie der Leipziger Dani Olmo und der Leverkusener Alejandro Grimaldo nicht zur ersten Elf gehören, ist auch ein Beleg der spanischen Qualität.
Spaniens Stärken
Ein Vorteil ist für sie, dass Trainer Luis de la Fuente mit fast der halben Mannschaft schon in Nachwuchs-Nationalteams zusammengearbeitet hat. Er weiß, dass er sich auf seine Männer verlassen kann, sie wissen, dass funktioniert, was er von ihnen fordert.
Da ist seit langem eine homogene Truppe gewachsen – länger, als das aus Zeitgründen bisher bei unserer Mannschaft möglich war. Deren Team-Spirit und Zusammenhalt ist trotzdem deutlich zu spüren.
De la Fuente hat das Tiki-Taka schneller, dynamischer und flexibler gemacht. Sie schlagen jetzt auch mal den langen Ball, wenn es Erfolg verspricht. Dadurch sind die Spanier schwerer auszurechnen.
Deutschlands Chancen
Ich traue Joshua Kimmich allerdings absolut zu, ihn zu stoppen. Kimmich hat auch schon den schnellen Mbappé erfolgreich bespielt. Aber er braucht die Unterstützung seiner Mitspieler. Sie müssen die Räume eng machen, damit Williams erst gar nicht Tempo aufnehmen kann.
Gleiches gilt für die andere Seite, wo Lamine Yamal zaubert, der einen Tag nach dem EM-Finale erst 17 wird! Wie trickreich er ist, wie spielfreudig! Ich freue mich für meinen Freund Hansi Flick, dass er nächste Saison mit ihm beim FC Barcelona arbeiten kann.
David Raum mit seiner Robustheit und seinem Tempo ist jedoch in der Lage, Wunderkind Yamal aus dem Konzept zu bringen.
Aber Vorsicht: Hinter den beiden spanischen Flügel-Zauberern agieren die erfahrenen Daniel Carvajal, den die Dortmunder aus dem Champions-League-Finale in schlechter Erinnerung haben, und Marc Cucurella. Beide schalten sich immer wieder auch offensiv ein.
Unsere Stärken
Die deutsche Nummer 10: Bayern-Star Jamal Musiala (21) traf bei der EM bislang dreimal. Ich sage nicht, dass wir in Musiala den besseren Jamal haben – aber wir haben den reiferen. Nicht nur als Patriot ist er mir bei diesem Turnier noch lieber als Yamal. Denn unsere Nummer 10 ist torgefährlicher als der Spanier, was er mit drei EM-Treffern bewiesen hat.
Ilkay Gündogan spielt eine starke EM im offensiven Mittelfeld. Toni Kroos bestimmt von weit hinten den Rhythmus, ist unser Leader, das Hirn der Mannschaft.
Ganz gleich, ob der Bundestrainer Florian Witz bringt, oder wieder Leroy Sané spielen lässt, ob er an Kai Havertz festhält oder doch mal Niclas Füllkrug von Beginn an aufstellt – unsere Mannschaft ist jederzeit in der Lage, die Spanier in Verlegenheit zu bringen.
Denn ähnlich wie wir, ist Spanien in der Defensive anfällig, wenn schnell umgeschaltet wird. Die Innenverteidigung mit Aymeric Laporte und Robin Le Normand wirkt nicht besonders stabil.
Noch etwas zu Toni Kroos: Für ihn könnte sich ein Kreis schließen, falls er ausgerechnet gegen Spanien das letzte Spiel seiner Karriere bestreitet. Ich will diesen negativen Gedanken aber gar nicht zulassen. Ich glaube weiter, dass Titel-Toni in Berlin den letzten Pokal seiner grandiosen Karriere holt.
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